Die Heilung eines Gelähmten (Mk.1-12) - Evangelium am 2. Sonntag der Großen Fastenzeit
„Die Freunde haben geliebt, haben sich gemüht, haben geglaubt und haben den Weg ins Reich Gottes gefunden. Dies ist jedem von uns möglich. Es steht jedem von uns offen. Viel mehr sogar, wenn wir Christen sind, dann ist jeder von uns quasi dazu verpflichtet, so zu handeln, denn wir Christen sind dazu berufen durch die Jahrhunderte hindurch auf dieser Erde die lebendige und aktive Fürsorge Christi des Heilands für die Menschen zu sein. Wir sind sein Leib, wir sind Er auf dieser Erde." ... aus einer Predigt zum 2. Sonntag der Fastenzeit von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

21. März 1965

Die heutige Evangeliumslesung über die Heilung eines Gelähmten dank des Glaubens seiner vier Freunde ruft bei vielen Unverständnis hervor. Warum glauben die einen und ein anderer wird geheilt? Warum ist der Glaube der einen Garant für das Heil eines anderen, obwohl dieser in der gesamten Geschichte scheinbar nichts tut und völlig passiv ist?

Nicht nur der Glaube allein war hier tätig, um einen Menschen wieder gesund zu machen und ihn sogar zum Heil zu führen. Ja, die vier Freunde wandten sich an Christus, weil sie voller Glauben waren. Doch sie haben ihren Freund, den Gelähmten auch noch zu Christus gebracht, weil sie ihn liebten und Mitleid mit ihm hatten. Genau das ist der Punkt, der dieses Wunder möglich machte, der den Glauben der einen zum Gut des anderen machte.

Wer er war, das wissen wir nicht. Doch wir sehen sehr gut, dass seine Freunde ihn liebten, dass er ihnen sehr wertvoll war. Und dort, wo Liebe ist, wo Menschen dazu bereit sind, ein Opfer zu bringen, sich für jemaden zu mühen oder sich anzustrengen, wo Menschen bereit sind, für einander zu sorgen, dort beginnt das Reich Gottes, dort beginnt der Schein des abendlosen Lichtes zu strahlen.

Aus Liebe zu ihrem Freund haben diese Leute ihn dorthin gebracht, wo Christus war. Weder die Masse der Menschen, noch die Unmöglichkeit, sich bis zu Christus durchzuschlagen, haben sie aufhalten können. Sie hoben die Trage auf das Dach, nahmen die lose zusammengehaltene orientalische Überdachung auseinander -  mit aller Wahrscheinlichkeit war sie nur leicht über den inneren Hof des Hauses gespannt - und liessen ihren Freund hinab vor die Füße des Heilands.

Daraus spricht nicht nur Liebe, sondern auch Glauben und zu dem sind auch wir alle berufen. Sehr oft bitten wir einander: „Bete für mich!" und es scheint uns oft sehr einfach für jemaden ein Gebet zu sprechen: Man stellt sich vor den Herrn, gedenkt der Not des anderen und bittet Ihn irgendetwas zu tun.

In der Lesung jedoch sehen wir etwas, was mehr ist. Diese Leute wurden durch ihren Glauben und durch ihre Überzeugung zu Fürsprechern für ihren Freund. Diese Fürsprache jedoch war nicht nur einfach eine Bitte. Sie drückte sich nicht einfach nur in Worten aus, sondern in einer Tat. Auch wir sollten deshalb beherzigen, dass, wenn ein Mensch uns bittet für ihn zu beten, dann bittet er uns, dass wir uns zwischen ihn und Gott stellen, dass wir für ihn sorgen und für ihn eintreten. Dies jedoch verlangt von uns weit mehr als nur ein einfaches Wort.

Im Hiobbuch, im neuten Kapitel, gibt es eine Stelle, in der Hiob ausruft: Wo ist der, der zwischen mir und meinem Richter stehen wird, um seine Hand sowohl auf meine als auch auf seine Schulter zu legen. Wo ist er? Damals rang Hiob mit Gott selbst. Wo ist der, der sich getraut in diesem Ringen zwischen beide zu treten, der bereit ist, nicht nur den Menschen, sondern auch noch die volle Verantwortung für seine Liebe zu ihm und sein Mitihmsein zu tragen? Wo ist der, der vor einen Menschen tritt, wenn dieser aufgewühlt ist durch Unverständnis und Zorn Gott gegenüber und dazu bereit ist gemeinsam mit Gott Zielscheibe für den Zorn dieses Menschen und für all dessen Unverständnis zu sein? Wo ist er?

Hiob hat ihn nicht zu Gesicht bekommen. Er hat ihn aber mit dem Herzen und voller Glauben erwartet. Wir jedoch haben ihn erkannt: Es ist Christus, Der, der zugleich Mensch und Gott ist, Der als Mensch alle Last des Menschseins auf sich genommen hat und gemeinsam mit dem Menschen vor Gott getreten ist, Der auf Seine Schultern alle Verantwortung für das Fallen des Menschen im Paradies, für das sich seitdem immer wieder wiederholende Versagen des Menschen, ja für jede Sünde, die ein Mensch tut, auf sich genommen hat. Und Er ist auch Gott, Der in die Welt gekommen ist, weil sie voller Unverständis und Zorn Ihm gegenüber war. Er kam in diese Welt und nahm all den Hass der Welt gegen Seinen Gott auf Sich und starb durch diesen Hass am Kreuz.    

Ja, Gott und Mensch. Als Gott legt er Seine Hand auf die Schulter des Vaters. Er kann dies, denn Er ist Ihm gleich, und bewegt Ihn zur Versöhnung. Als Mensch legt er Seine Hand auf die Schulter des Knechts und führt wie einen Bruder in das Haus des Vaters.

Dazu sind wir berufen. Doch dies bedeutet, dass auch wir, wenn wir für jemanden beten, bereit sein sollten, Christus gleich zu sein und all das tragen, was Sein Einstehen für uns für Ihn bedeutete. Dann wird unser Glauben eine Kraft haben, die uns verbindet, weil sie in jener Liebe fußt, die es einen Menschen möglich macht, sich selbst zu vergessen für den, der ihm teuer ist.

Darüber erzählt uns die heutige Evangeliumslesung. Die Freunde haben geliebt, haben sich gemüht, haben geglaubt und haben den Weg ins Reich Gottes gefunden. Dies ist jedem von uns möglich. Es steht jedem von uns offen. Viel mehr sogar, wenn wir Christen sind, dann ist jeder von uns quasi dazu verpflichtet, so zu handeln, denn wir Christen sind dazu berufen durch die Jahrhunderte hindurch auf dieser Erde die lebendige und aktive Fürsorge Christi des Heilands für die Menschen zu sein. Wir sind sein Leib, wir sind Er auf dieser Erde. Lasst uns also unseren Namen nicht mit Füßen treten ebenso wenig wie unsere menschliche und göttliche Berufung.

Amen      

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