Die Auferweckung des Sohnes der Witwe von Nain (Lk. 7,11-16)
„... Oft ist es so auch bei uns. Über uns bricht ein Unglück herein, Leid und Kummer zermürben unsere Seele und vor uns steht unser Glauben, steht der Herr, unsichtbar, doch gleichsam auch ganz real. ...   „Herr, tröste mich!" Das, was wir uns wünschen, ist, dass der Herr seine Hand auf unser Herz legt, dass Er als Antwort auf unser Leid unserem Herz Ruhe gibt, unser Leben erneuert. ...  Doch der Herr tut dies nicht. Er entreisst uns nicht dem Kummer dieser Welt und aus unserem Leben, in dem Leid und Freude einander abwechseln. Er tut dies nicht, damit unser Herz ..." - aus der Predigt zur Evangeliumsperikope von der Auferweckung des Sohnes der Witwe von Nain von Metropolit Antonij von Suroz
Статья

1958

Die heutige Evangeliumslesung, die einerseits so voller Trost und Hoffnung ist, hält uns jedoch andererseits auch sehr deutlich vor Augen, wie und in welcher Weise wir uns Der Gnade des Herrn öffnen sollten, wie dies der Herr gerne sehen würde.

Christus kommt in die Stadt Nain. Vor deren Toren kommt Ihm ein Trauerzug entgegen. Christus, der stets bereit ist, jegliches menschliche Leid aufzufangen, geht auch hier nicht teilnahmslos vorüber. Im Evangelium heißt es: „Er hatte Mitleid" - Sein Herz war erfüllt von Mitgefühl und Liebe. Er tritt an den Sarg und zu der Frau, die dahinter geht, heran. Diese Frau, ein Witwe, schreitet hinter dem Sarg ihres einzigsten Sohnes. Sie hat nun alles verloren. Christus jedoch wendet zu ihr nicht mit irgendwelchen Worten des Trostes. Nein, Er tut etwas, was sie aufhören lässt zu weinen. Seine Worte, die voller Barmherzigkeit sind, zeigen gleichzeitig aber auch die notwendige Bedingung für das Erbarmen seitend des Herrn. „Weine nicht!" - sagt er nur. Er sagt dies nicht deshalb, weil der Todes ihres Sohnes keiner Tränen würdig sind, nein, viel mehr sagt Er zu ihr stumm - und nimmt die Worte, die später Apostel Paulus an die Thessaloniker schreiben wird, somit vorweg - „Klage nicht wie die Heiden, die keinerlei Hoffnung haben ... Weine nicht!" Nur jetzt reagiert die Frau voller Glauben und Gehorsam auf die Forderung der Göttlichen Liebe. Christus lässt ein Wunder geschehen und erweckt ihren Sohn erneut zum Leben.

Oft ist es so auch bei uns. Über uns bricht ein Unglück herein, Leid und Kummer zermürben unsere Seele und vor uns steht unser Glauben, steht der Herr, unsichtbar, doch gleichsam auch ganz real. Wie auch damals fallen wir Ihm zu Füßen, beten, klagen Ihm unser Leid, wenden uns an Ihn voller Glauben, mit all unserer schwankenden Hoffnung und mit all unserer Liebe, zu der wir fähig sind: „Herr, tröste mich!" Das, was wir uns wünschen, ist, dass der Herr seine Hand auf unser Herz legt, dass Er als Antwort auf unser Leid unserem Herz Ruhe gibt, unser Leben erneuert, eine neue Tiefe, in der in uns Zeit und Ewigkeit verschmelzen, eine Tiefe, die aus unserer, mit so vielen Schmerzen erfüllten Erde eine seelige Ewigkeit erschaffen würde.

Doch der Herr tut dies nicht. Er entreisst uns nicht dem Kummer dieser Welt und aus unserem Leben, in dem Leid und Freude einander abwechseln. Er tut dies nicht, damit unser Herz immer tiefer werde, damit in ihm all das verbrennen möge, was nicht aus Liebe ist, was nicht treue und unerschütterliche Liebe ist, damit in unserer Seele, in unserem Herzen nichts weiter bleibt als die Liebe. Auch zu uns spricht der Herr: Weine nicht! Nicht in dem Sinne, dass er von uns forden würde, all unser Leid zu vergessen. Nein, vielmehr deshalb, dass wir voller Glauben an Ihn, voller Zuversicht zu den Dingen, die unsichtbar sind, über uns hinauswachsen zur Größe eines wahrhaftigen, wirklichen Menschen, der es vermag, voller gleichmäßiger Liebe sowohl zu den Entschlafenen wie auch zu den Verblieben zu leben. Mit einer Liebe, die sich in nichts unterscheidet, die auf der Erde schon die Ewigkeit in sich trägt und auch nach dem Tode unerschüttlerich bleibt.

Mit diesem Wort wendet sich der Herr ständig an uns: Weine nicht! Er sagt nicht zu uns: Zeige mir deinen Mut, den du nicht hast. Er meint vielmehr: Siehst du Mich etwa nicht? Siehst du etwa nicht die Ewigkeit? Begreifst du etwa nicht, dass der Verstorbene nicht tot ist, sondern nur entschlafen ist? Weisst du denn nicht, dass die Liebe in Wahrheit so stark ist wie der Tod? Hast du etwa noch nicht verstanden, dass eine solche Liebe den Himmel und die Erde vereinigt und dass jener unüberwindliche Abgrund, den es noch gab, bevor die Göttliche Liebe unter euch, den Menschen gewohnt hat, gar nicht mehr existiert? Der Herr stellt vor uns die unerbitterlichen Forderungen unseres Glaubens. Hör auf dich zu bemitleiden, hör auf nur an dich zu denken, hör auf, dich nur auf deinen Kummer zu fixieren. Das Leben geht weiter in all seiner Kraft und Tiefe, im Leben ist der Sieg. Das Leben hat kein Ende, weder für uns auf der Erde, die wir unserem Tod entgegengehen und dieses voller lichter Hoffnung und voll freudiger, ehrfürchtiger Erwartung tun könnten, noch für jene, die bereits durch die Tür des Todes in den Großen Frieden des Herrn eingeganden sind.

Lasst  uns deshalb genau hinhören bei den Worten, die uns das Evangelium sagt. Lasst uns gewahr werden, dass diese vielleicht im Beisein der Heiligen Jungfrau, der Gottesmutter ausgesprochen  worden sind und dass vor ihren Augen bildlich genau das geschah, was auch sie zu einer späteren Zeit durchleben musste. Auch sie, eine einsame Frau, ist in einem Trauerzug Ihrem Göttlichen Sohn gefolgt, Der einen grausamen Tod gestorbenen war. Auch sie lauschte in der Tiefe ihrer Seele, in den Tiefen ihres Glaubens die Worte Christi: Weine nicht, Mutter, um Mich, wenn du ins Grab schaust. Diesen Gesang hören wir in der Karwoche und  unserem Herzen sind gerührt. Es scheint uns sehr natürlich, dass diese Worte auch die Jungfrau und Mutter in ihrer Seele vernahm. Dabei jedoch sind sie an uns gerichtet. Weint nicht um mich, wenn ihr ins Grab schaut, denn ich werde auferstehen. Ich werde auferstehen und dann wird alles vollbracht sein, alle Wahrheit auf der Erde. Dann wird alles Leid auf der Erde aufs Unerträgliche heranwachsen und sich zugleich die Barmherzigkeit des Herrn auf uns herabgiessen, dann wird das Ende von allem sein, dann wird es auch uns gegeben sein von Angesicht zu Angesicht die Herrlichkeit des Herrn zu schauen.

Amen.

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