19. Juni 1989
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Heute begehen wir das Fest des Heiligen Geistes. Was wissen wir von Ihm? Gestern, am Pfingstsonntag, haben wir hören können, welch wunderbare Worte das Gebet für Ihn findet. Doch lasst uns tiefer über Ihn nachsinnen, über den Namen, den Ihm das Evangelium gegeben hat. Man kann Seinen Namen mit Tröster übersetzen oder mit Beistand, wie es in anderen Übersetzungen heisst. Ja, Er ist in Wirklichkeit Der, Der uns beruhigt, Der uns tröstet, dass wir von Christus getrennt sind, Der uns, die wir Waisen sind, Mut gibt, uns, die wir uns danach sehnen bei Christus zu sein, unserem Gott und Heiland, uns, die wir wissen, dass wir solange wir im Fleische leben - und hier zitiere ich den Apostel Paulus - von Ihm getrennt sind.
Um uns jedoch beistehen zu können, müssen wir uns zuerst einmal klar sein, dass wir wirklich getrennt von Ihm leben. Das ist das erste, was wir uns sofort fragen müssen: Empfinden wir dies wirklich so, oder leben wir eher in unserem eigenen Lüge, indem wir annehmen, dass wir in Gott sind und Gott in uns und dass wir nichts mehr weiter brauchen. Doch wie viel mehr bedürfen wir!
Er ist auch der Eine, der uns als Beistand Kraft gibt, Kraft, um trotz der Trennung leben zu können, Kraft um standzuhalten, um Gottes Willen zu tun, um die Gebote Gottes zu erfüllen. Er ist Der, Der unsere Seelen mit Lebenskraft erfüllt, mit Entschlossenheit und Elan zu handeln. Dies ist Er für uns jedoch nur, wenn wir uns an Ihn wenden und sprechen: Komm und weile in uns! Mache uns rein. Sei nicht nur unser Tröster, sondern auch unsere Kraft!
Zu guter Letzt ist Er der Eine, Der uns schon jetzt voller Freude fühlen und wissen lässt, wir nahe wir Gott sind, trotz der scheinbaren unendlichen Kluft zwischen Ihm und uns. Er ist der Eine, Der in unbeschreibbaren Seufzern aus den Tiefen unseres Seins zu Gott spricht. Er ist es, weil wir Christus angehören, weil wir Seine Brüder und Schwerstern nach Seiner Menschheit sind und weil wir - und hier zitiere ich die Worte des Herrn selbst - Kinder des Einen Vaters sind. Er ist die Freude darüber, das Staunen darüber, das Gefühl der eigenen Würde deswegen. Und in der Tat ist Er aber auch die Verantwortlichkeit dafür!
Wenn wir über unsere Welt nachdenken, die so sehr unserem Gott fremd geworden ist, so ist doch der Geist bereits der Beginn des Ewigen Lebens. Seine Präsenz ist ein entscheidender Fakt. Er schlägt an die Felsen wie das Meer. Er zerbricht Widerstände. Er ist die Freude der Ewigkeit, die an unsere Tür klopft. Er drängt sich selbst in unser Leben hinein, Er ist es, Der uns daran erinnert, dass Gott unser Vater ist, dass Christus unser Heiland ist, Der uns unsere eigene Größe und Würde vor Gott ins Gedächtnis ruft, Der uns aufzeigt, dass in der Kraft Christi, Der uns stützt, alles möglich ist.
Lasst uns deshalb dieses Fest voller Dankbarkeit und Verantwortungsgefühl begehen. Möge der Geist, Der in Feuerzungen auf nie Apostel herabgekommen ist, auch zu uns kommen, vielleicht als ein Feuer, welches uns zum Glühen bringt und uns wie der Brennende Dornbusch werden lässt oder uns mit der stillen, kaum hörbaren Stimme anrührt, die der Prophet in der Wildnis vernahm, in der Gott war, in Seiner ruhigen Demut, in Seiner Hingabe und Liebe zu uns.
Amen
http://www.mitras.ru/eng/eng_71.htm