Sonntag des Heiligen Johannes Klimakos
„Das ist also der Punkt, von dem aus entweder unser Weg zum Heil beginnt, oder aber die Schlinge unseres Verderbens geknotet wird. Wir weinen über vieles: wir klagen, wenn wir etwas verloren haben, leiden, wenn uns Leute beleidigen, jammern über unsere Krankheiten, trauern über all das Leid, dem wir im Verlaufe unseres Lebens begegnen. Doch sehen wir dabei nicht, dass Krankheiten, Leid, Kummer und Verluste ein Faden sein können, der uns mit Gott und mit den Menschen verbindet. Eins jedoch vergessen wir ständig: wir vergessen, dass wir nicht ohne Sünde sind. Dabei ist sie doch das einzigste wirkliche Unglück in unserem Leben." ... aus der Predigt zum Sonntag des Heiligen Johannes Klimakos von Metropoliten Antonij von Suroz.
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4. Sonntag der Großen Fasten

Wir gedenken heute des HeiligenJohannes Klimakos. Er hat seinen Beinamen von dem griechischen Wort Klimax,welches „Leiter" bedeutet, denn er hat die sogenannte „Himmelsleiter" verfasst,eine Anleitung für den spirituellen Weg von der Erde hinauf zum Himmel, aus demAbgrund der Sünde zu den Höhen der Göttlichen Liebe, um dort mit IHM, d.h. mitGott  vereint zu sein.

Für die erste Stufe diesesAufstiegs gibt der Heilige Johannes uns folgenden Rat: Nicht dafür, liebeBrüder, werden wir uns beim Jüngsten Gericht verantworten müssen, dass wirkeine Wunder vollbracht haben, dass wir keine Theologie betrieben haben,sondern, dass wir unsere Sünden nicht beweint haben.  Dafür wird man uns richten.

Das ist also der Punkt, von dem ausentweder unser Weg zum Heil beginnt, oder aber die Schlinge unseres Verderbensgeknotet wird. Wir weinen über vieles: wir zetern über unsere Verluste, leiden,wenn uns Leute beleidigen, wir jammern über unsere Krankheiten, wir trauernüber all das Leid, dem wir im Verlaufe unseres Lebens begegnen. Doch dabeisehen wir nicht, dass Krankheiten, Leid, Kummer und Verluste allesamt „rein"sein können, mehr noch, sie können der Faden sein, der uns mit Gott und mit denMenschen verbindet.

Eins vergessen wir ständig: wirvergessen, dass wir nicht ohne Sünde sind, wir verlieren sie aus unserem Augen,bemerken sie nicht, sind wenig über sie bestürzt. Dabei ist sie doch das einzigste wirkliche Unglück in unseremLeben. Alles andere kann „rein" sein, die Sünde jedoch ist dunkel. Die Sündebefleckt. Die Sünde tötet den Menschen und nicht nur ihn allein. Auch die, diean der Sünde beteiligt waren. Die Sünde tötet die Beziehungen der Menschenuntereinander und die Beziehung zu Gott. Welche Sünde wir auch begehen, das erste, was wir wollen, ist uns vorGott zu verstecken: Gott soll es nicht wissen. Ach hätte Er es doch nichtbemerkt. Ach würde Er es doch vergessen!

Und wenn wir denken: Ach würde Eres doch verzeihen, dann sagen wir das meistens einfach nur so dahin, ohne dasswir im Innern unserer Seele wirklich betrübt sind über unsere Sünde, ohne unsSorgen zu machen, das wir mit unserem Tun eine Beziehung voller Liebe undGlauben zerstört haben, ein Freundschaftsband zerissen haben. Wir sagen diesmeist eher deshalb, weil etwas passiert ist, was für uns furchtbare Folgenhaben wird, wovon die Seele erkaltet, weswegen wir mit Angst und Scham vor Gotttreten werden.

Die Sünde entfernt uns ebenso vonden Menschen. Über sein Leid, seinen Verlust, über seinen Kummer kann man mitanderen reden, wir können dies alles mit unseren Mitmenschen teilen und vonihnen Halt und Unterstützung bekommen, wir können Kraft schöpfen aus demgegenseitigen Vertrauen, daraus, das wir die Schrecken dieser Erde gemeinsamertragen. Die Sünde jedoch bringt Menschen auseinander. Sie entfernt uns vondenen, vor denen wir Scham empfinden, ebenso von jenen, die mit uns gemeinsamder Sünde gefröhnt haben, denn sie sind lebendige Zeugen und werden uns immeraufs qualvollste an die Sünde erinnern. Gleichfalls deshalb weil, wir wissen,dass wir vor dem Richterstuhl Gottes, vor dem Gericht der Liebe und derWahrheit, nicht nur für uns selbst, sondern auch für einander Rechenschaftablegen müssen.

Die Sünde tötet alles im Leben,obwohl wir sie am allerwenigsten als Tod empfinden. Wir jammern über tausendDinge, wir zetern ständig, klagen über alles ausser darüber, dass wir lebendigsterben, dass sich um uns herum langsam ein undurchdringbarerRing der Entfremdung bildet, sowohl von anderen ebensolchen Sündern wie wir, alsauch von denen, denen es besser gelingt ein rechtschaffendes Leben zuführen.  Ebenso entfremden wir uns immermehr von Gott selbst. Dieser Ring kann dann  auch durch die Liebe anderer Menschen nichtgeöffnet werden, weil wir vor ihnen noch mehr Scham empfinden und uns nochunwohler wird, je mehr sie uns lieben. Deshalb stellt der Heilige JohannesKlimakos an die erste Stelle unseres Weges zum Heil und unserer Bekehrung den Rufunsere Sünden zu beweinen.

Warum beweinen? Wir wissen ausunserer Erfahrung, dass wir nur dann weinen können, wenn das Leid oder dieFreude, die Scham oder der Schreck ganz tief in die Seele gehen, wie eine Lanzein sie eindringen. Erst dann gelangt unser Leid bis in solche Tiefen, dass unsunwillkürlich Tränen in die Augen treten. Bis dahin sollten wir zumindestendsversuchen, wegen unserer Sünden Reue zu empfinden. Damit sollte man anfangen:erschrocken sein darüber, dass wir so handeln und so sein konnten. Dannn stelltsich auch eine tiefere Reue ein, das heisst diese entschiedene, schonungsloseHinwendung unserer Seele zu uns selbst, die uns vor das Angesicht Gottes führt,die uns vor Seine Füße fallen lässt, die uns Ihn um Heilung bitten lässt, umReinigung, um Gnade, um Vergebung und das nicht nur für uns selbst, sondernauch für die Opfer unserer Sündhaftigkeit.

Später dann, wenn unserBewußtsein so weit geschärft ist und in solche Tiefen dringt, dass jegliche Entfremdung von Gott für unsunerträglich sein wird, wenn wir begriffen haben, dass unsere Sünden imgeistigen Sinne Verbrechen an uns selbst und an anderen sind, erst dann werdenaus unseren Augen Tränen der Reinigung fliessen. Solange wir es jedoch nochnicht gelernt haben, unsere Sünden zu beweinen, können wir sicher sein, dasswir unsere Sündhaftigkeit noch nicht begriffen haben, dass wir noch nichtverstanden haben, wie grob wir immer noch sind, wie kalt, dass wir immer nochvoll und ganz in Sünden leben.

Die Sünde tötet. Sie tötet unsereSeele, macht sie unempfindlich und hart. Sie tötet unsere Beziehung zu Gott undzu den Menschen. Sie lässt unser Gewissen und uns im Leben anderer sterben. Sietötet Christus am Kreuz. In der vergangenen Woche haben wir das Kreuz verehrt,schon bald werden wir die Heiligen Leiden unseres Herrn schauen. Seht, wasSünde vollbringt: Sie mordet. Immer einenUnschuldigen, immer ist das Opfer jemand, der dieses Leid, diese Demütigung,diese Schmerzen nicht verdient hat.

Denkt darüber nach! Jeder voneuch über sein Leben und über jede Sünde. Seid  mit euch streng und ohne Schohnung. Bringt vorGott zuerst euer Bedauern und danach wirkliche, immer größer werdende Reue biseuren Herzen dann ein Strom von Tränen entfliesst und ihr sagen könnt: „Herr,ich bereue aufrichtig!" und ihr durcheure Tränen wieder rein werdet.

Amen

http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_87.htm

 

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