Митрополит смоленский и калининградский Кирилл – слово на епископскую хиротонию 13 Марта 1976 года
Митрополит смоленский и калининградский Кирилл в настоящее время является местоблюстителя патриаршего престола РПЦ после кончины патриарха Алексия 2-го. Богослов.ru публикует материалы про иерарха – данная статья является словом, произнесённым при епископской хиротонии 30 лет назад. На немецкий язык слово об обязанностях и ответственности епископа переведено институтом экуменических исследований в городе Фрибурге.
Статья

Eminenz! Verehrte Bischöfe!

 

     Der Wille Gottes, die Wahl Seiner Heiligkeit, des Patriarchen, und des Heiligen Synod haben mich dazu bestimmt, den Dienst des Bischofs in der Kirche Christi zu übernehmen.

 

     Ich weiß um die Größe und Bedeutung dieses Dienstes und bekenne vor Ihnen in aller Demut meine Unwürdigkeit. Bischof zu sein, bedeutet Vorsteher, geistlicher Vater und Lehrer des ihm anvertrauten Volkes Gottes zu sein. Es bedeutet darüber hinaus auch eine Vorrangstellung, allerdings nicht einen Vorrang an Ehre und Macht, der christlichem Geist fremd wäre, sondern einen Vorrang im Gebet, in der Liebe, im Dienst und in der Verantwortung. Bischof zu sein, bedeutet nach einem Wort des heiligen Ignatius von Antiochien, den Dienst unseres Herrn Jesus Christus selbst auszuüben, einen Dienst voller Liebe, Wahrhaftig­keit und Opferbereitschaft.

 

     Unwillkürlich durchdringt ein Zittern meinen Geist und mein Herz, wenn ich an die Größe dieser Bestimmung zur Kreuzesnachfolge denke, die der Herr mir Unwürdigem durch Euch, ihr Diener Gottes im bischöflichen Dienst, anvertraut. Und in diesem für mich heiligen Augen­blick, da ich mich in vollem Gehorsam dem Willen Gottes unterwerfe, bezeuge ich, daß ich diese Bestimmung annehme, denn ich glaube an die Kraft und Wirksamkeit der Göttlichen Vorsehung.

 

     Befiehl dem Herrn deinen Weg und harre auf ihn, er wird es vollbringen (Ps 37[36],5), sagt der Psalmist.

 

     Wenn ich heute auf meine Lebensjahre schaue, bin ich überzeugt von der unsichtbaren und doch beharrlichen Führung Gottes: seit früher Kindheit habe ich mich zum priesterlichen Dienst berufen gefühlt. Mit den Jahren reifte diese Berufung heran und wurde mir immer bewußter. Mit Dankbarkeit erinnere ich mich an meinen Vater – den unvergeßlichen Protopriester Michail – und grüße hier unter uns meine Mutter; beide haben durch das Beispiel ihres Lebens und ihrer Treue zur Kirche diese Berufung in mir genährt. Von Herzen, wie ein Sohn, danke ich Ihnen, verehrter Metropolit Nikodim, daß Sie in den Jahren meiner Jugend mein geistlicher Lehrer wurden. Unter Ihrer weisen und starken Leitung vollzog sich die schwierigste und verantwortungsvollste Zeit im Werden meiner Berufung: die Entwicklung einer bewußten Beziehung zum kirchlichen Dienst. Als ich Mönch und Priester geworden war, spürte ich weiterhin die Hand Gottes über mir. Nicht selten schien mir, daß der Herr mir ein Kreuz auferlegte, das über meine Kräfte ging, denn die monastischen Verpflichtungen, die mir von meinem kirchlichen Vorgesetz­ten auferlegt wurden, waren schwer und verantwortungsvoll, und bestürzt meinte ich, daß sie meinem Alter und meinen Kräften nicht entsprachen. Der Herr aber hat mich Sünder, der sich Seinem Willen durch das Gehorsamsgelüb­de überantwortet hatte, niemals verlassen. Und jetzt, am Vorabend der Aufnahme in den großen Dienst, rufe ich von Mut und Hoffnung erfüllt aus: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (Ps 121[120], 2).

 

     Vielseitig und von weitem Gehalt ist der bischöfliche Dienst. Der Bischof ist Vorsteher der Ortskirche, Hüter des Glaubens und der Sitten, Spender der Gnade Gottes, Nachfolger der Apostel. So bedeutsam ist dieser Dienst für das Heil der Menschen, daß der heilige Cyprian von Karthago zu sagen wagte: Die Kirche ist im Bischof, und der Bischof ist in der Kirche, und wer nicht mit dem Bischof ist, steht außerhalb der Kirche. Das bedeutet, daß sich gerade im Bischof die Verantwortung für die Erhaltung des Glaubens und die Bewahrung der Reinheit der katholischen Überlieferung in der Ortskirche verdichtet.

 

     Diese Seite des bischöflichen Dienstes erfordert heute eine besondere Anspannung der geistigen Kräfte. Der Bischof muß sich um die Beständigkeit und Unerschütterlichkeit der Treue zu der ununterbrochen von den Aposteln empfangenen Lehre bemühen und zugleich auch darum, daß diese Lehre zu jeder Zeit und an jedem Ort ihre Lebendigkeit behält und wirksam bleibt. Lebendiges aber kann unmöglich, ohne Schaden zu neh­men, in einem alten Gefäß bewahrt werden; daraus ergibt sich die besondere Sorge des Bischofs für die geistige Erneuerung des ihm anvertrauten Volkes Gottes.

 

     Da ich zur Zeit Rektor einer Geistlichen Schule bin, nehme ich mir das Gesagte besonders zu Herzen, denn ich bin überzeugt, daß in Bezug auf die Bewahrung der Reinheit und Lebendigkeit der apostolischen Lehre die Geistlichen Schulen, die künftige Bischöfe, Priester und Theologen ausbilden, von besonderer Bedeutung sind.

      Indem er in konziliarer Gemeinschaft mit seinen Mitbrüdern im Bischofsamt handelt, vollzieht der Bischof einen erhabenen Dienst an der Einheit der weltumspannenden Kirche. Dieser Dienst findet zwar nicht ständig einen sichtbaren Ausdruck, doch er gehört unverzichtbar zum Bischofsamt; daher ist die Wahrung der konziliaren Gemeinschaft und deren Wiederherstellung dort, wo sie zerstört ist, für den Bischof Gegenstand seiner unablässigen, unermüdlichen Sorge.     Das Gleiche ist über das Verhältnis des Bischofs zur Errichtung der Einheit aller Christen zu sagen. Die Suche nach Wegen, um die gegenwärtig gespaltene christliche Welt zur Einheit in der Einen, Heiligen, Katholischen [Собор­ной] und Apostolischen Kirche zu führen, kann für einen orthodoxen Bischof nicht zweitrangig sein, als ob sie sich nicht unmittelbar auf seinen Dienst bezöge. Ganz im Gegenteil, die Errichtung der kirchlichen Einheit ist ein unabdingbarer Teil seines Dienstes. Der heilige Ignatius von Antiochien schrieb an Bischof Polykarp von Smyrna: „Werde deiner Stellung mit aller fleischlichen wie geistigen Sorgfalt gerecht! Strebe nach der kirchlichen Einheit, etwas Größeres gibt es nicht!”2     In Demut nehme ich diese Unterweisung des heiligen Kirchenvaters als Leitgedanken für meinen bevorstehenden Dienst an. Für ein besonderes Wirken der Göttlichen Vorsehung halte ich daher meine Teilnahme an der ökumenischen Bewegung, durch deren Hilfe ich die Möglichkeit erhielt, mit christlichen Brüdern anderer Konfessionen in Gemeinschaft zu treten. Als ein Symbol mit tiefem Sinn betrachte ich die Tatsache, daß meine Bischofsweihe am Fest der Orthodoxie erfolgt, am Gedenktag der Einheit der Kirche.

     Die Gnade des Bischofsamtes wird mir am Altar der Lebenspendenden Dreifaltigkeit in der Kathedrale verliehen, in der im Gebet in besonderen Weise der große leuchtende Held des russischen Landes, der getreue Fürst Alexander Nevskij, verehrt und für seine Liebe zu Gott und den Menschen gerühmt wird. Das Vorbild dieses Heiligen lehrt mich, wie Gott wohlgefällig der selbstlose Dienst des Christen für sein Volk ist, und treibt mich an, diesen Dienst in wahrhafter Gerechtigkeit und Liebe zu erfüllen.

 

     Da der Bischof Verkünder der Wahrheit des Evangeliums ist, muß er Sorge dafür tragen, daß diese Wahrheit in den Herzen der Menschen Aufnahme findet, diese umwandelt und die Früchte des Geistes hervorbringt: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Güte, Barmherzigkeit, Glaube, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Gal 5, 22–23). So sollen die Gläubigen im Namen Christi wirksam das Reich Gottes unter sich errichten, das Heil erlangen und um sich herum Frieden, Liebe und Gerechtigkeit schaffen, nach denen die gegenwärtige Menschheit dürstet.

 

     Meine Zuflucht nehme ich zur betenden Fürsprache der Allerheiligsten Jungfrau, die uns rasch zu Hilfe eilt und unsere Fürsprecherin ist, und zum heiligen getreuen Fürst Alexander Nevskij; ich bitte den Herrn, mir Kraft und Weisheit zu schenken in der Erfüllung des erhabenen prophetischen Rufes: Verkündet von Tag zu Tag das Heil unseres Gottes (Ps 95[94], 2).

 

     Das Bischofsamt ist eine entsagungsvolle Aufgabe, die den ganzen Menschen rückhaltlos einfordert, denn der Bischof gehört nicht sich, sondern der Kirche. Seine Freude, sein Kummer, sein Leben sind die Freude, der Kummer und das Leben des ihm anvertrauten Volkes. Die entsagungsvolle Aufgabe des bischöflichen Dienstes übersteigt die Kraft eines einzelnen Menschen, und dennoch wurde und wird sie in der Kirche Christi erfüllt und auch künftig vollbracht werden. Dies ist gerade deshalb möglich, weil sie in der Kirche und um der Kirche willen vollbracht wird, und die Kirche selbst teilt mit dem Bischof diese Aufgabe.

      So stehe ich nun mit Zittern und Zagen vor dem Antlitz der Kirche meiner Heimatstadt, bekenne meine Sünden und meine Unvollkommenheit und bitte euch, ihr Bischöfe Gottes, demütig, mir für meinen künftigen Dienst den Segen zu spenden.


2    Brief an Polykarp, I.
Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9