Erzpriester Maxim Kozlov: Ein „unseriöses“ Gespräch über die Heterodoxie
Am Abend des 15. November fand im Zentralen Haus des Journalisten eine Veranstaltung des allgemein zugänglichen orthodoxen Vortragszentrums statt. Vor dem Publikum sprach Erzpriester Maxim Kozlov, Vorsteher des Gotteshauses zu Ehren der Heiligen Märtyrerin Tatiana an der Moskauer Staatsuniversität und Professor der Moskauer Geistlichen Akademie. Seine Vorlesung war der orthodoxen Sicht auf die Heterodoxie gewidmet. Es war keine Vorlesung im strengen Sinne des Wortes, denn der Vortragende „belästigte“ sein Publikum weder mit fachsprachlichem Kauderwelsch noch mit erschöpfenden Details über die Merkmale, in denen sich die Orthodoxen von den Heterodoxen unterscheiden. Es ergab sich vielmehr ein „unseriöses“ – so hatte Vater Maxim es am Anfang seines Vortrags scherzhaft versprochen – Gespräch über ein seriöses Thema – und nicht nur das.
Статья

 Ob Gott Chinesen retten wird?

Vater Maxim begann seine Rede mit einer Bestimmung des katechetischen Charakters, ohne den ein Gespräch über die Heterodoxie eigentlich unmöglich ist. Es geht dabei um folgende Behauptung: Wir, die orthodoxen Christen, haben die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche Christi.

Es gibt die Kirche, die durch die Hades Pforten nicht überwältigt ist, auf Erden existiert und bis zum Ende der Geschichte existieren wird und die mit der Himmlischen Kirche untrennbar und mystisch verbunden ist. Ja, diese Kirche ist Eins. Dabei können wir mit der sogenannten Theorie der Zweige nicht einverstanden sein, da ihr eine falsche Vorstellung zugrundeliegt. Es gibt eine Ansicht, die meist bei den Protestanten verbreitet ist, dass die christliche Welt in Form unterschiedlicher Äste und Zweige existiere, und Gott dies vorsehe oder zulasse. Es gebe einen Ast des altöstlichen Christentums (dazu zählten die Orthodoxen, die Kopten, die Armenische Apostolische Kirche usw.), und es gebe einen westlichen Ast. Dieser zweite Ast sei kräftiger, wenn es um die Zahl der Gläubigen gehe. Von ihm habe sich dann der Zweig des Protestantismus getrennt, der sich später so weiterverzweigte (in alle möglichen Sekten), das man heute hinter all diesen kleinen Zweiglein nicht einmal mehr den Baum selber sehen könne… Es wird also geglaubt, dass all das zusammen die Kirche Christi sei. Können wir damit einverstanden sein? Nein!

Nach den Worten von Vater Maxim ist solch eine Betrachtung der Kirchenorganisation gleichbedeutend mit einem gewissen Minimalismus der Glaubenslehre:

Es käme dann heraus, dass alle, die wenigstens irgendwie an Christus glauben, die Trinität anerkennen und die Autorität der Heiligen Schrift als gottgesegnetes Buch akzeptieren, die Kirche Christi ausmachten. Dann ist aber unklar, wofür die Heiligen Kirchenväter gekämpft hatten. Erinnern wir uns an den Kampf gegen die arianische Häresie – damals hatten Menschen sogar das eigene Leben aufs Spiel gesetzt, und die eucharistische Gemeinschaft war wegen eines Buchstaben zerbrochen. Die Frage lautete: Welche ist die richtige Lehre über den Sohn? Ist der Sohn dem Vater wesensgleich (griechisch: homoousios ) oder wesensähnlich (auf Griechisch homoiousios ). Diese Worte unterscheiden sich voneinander durch einen einzigen Buchstaben, durch ein Jota – doch stehen hinter diesem Buchstaben zwei verschiedene Verständnisse davon, WER GOTT sei, was die Erlösung und die Menschwerdung Gottes, und wie die Erste und die Zweite Person der Heiligen Dreiheit zu einander stünden. Um dieses Buchstabens willen hatten sich Konzile versammelt, und Menschen waren ins Exil gegangen. Und wenn all das keine Bedeutung gehabt hätte, wäre dies nicht geschehen.

„Außerhalb  der Kirche gibt es keine Erlösung.“ Den meisten Menschen ist diese Aussage bekannt – es sei denn, sie wären von der religiösen Besinnung der Welt ganz weit entfernt. Sie wird dem Hieromärtyrer Cyprian von Karthago oder dem Seligen Augustinus zugeschrieben – bei beiden gibt es ähnliche Gedanken. Doch das Wichtigste ist nicht die Autorschaft dieser Worte, sondern wie sie verstanden werden sollen.

Bedeuten sie, dass nur diejenigen, die sich im sichtbaren Gehege der Kirche hier auf Erden befindet, erlöst würden? Was ist dann mit denen, die der einen Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche, der Gemeinschaft der Orthodoxen Landeskirchen, nicht angehören? Was ist mit über einer Milliarde Chinesen? Was ist mit den Römischen Katholiken? Würden wir wirklich sagen, dass sie nicht gerettet werden können? Denn das hieße ja, dass alle Menschen, die sich außerhalb der Kirche befinden, eine Art „Nebenprodukt“ der Schöpfung wären, welche nur für unsere Erlösung existiere. Und was würden wir dann über Gott sagen? Was wäre in diesem Falle das Opfer Christi um der ganzen Welt willen? Es ergibt sich eine ernsthafte Frage: Wie sollen wir die Behauptung, dass es außerhalb  der Kirche keine Erlösung gebe, damit zusammenbringen, dass Millionen Menschen sich außerhalb des Kirchengeheges befinden? Mehr noch: die meisten Vertreter der Menschheit waren keine Mitglieder der Kirche Christi, auch wenn sie bereits bestand. Der Herr erlöste die gerechten Menschen des Alten Testaments durch sein Opfer, indem ER in die Hölle herabstieg. Folgen wir aber obenstehender Logik, hätte ER nur diejenigen erlöst, die bis zum 17. Nisan des Jahres 33 gestorben waren. Und was ist aus den Gerechten geworden, die am 18. Nisan 33 starben? Können wir Gott, der selbst Beherrscher von Zeit und Raum ist, mit Raum-Zeit-Kategorien fassen?

Während seines Vortrags stellte Vater Maxim Fragen, die schwierig zu beantworten sind, weswegen die meisten Christen sich ihnen gar nicht erst stellen. Nach Meinung des Vortragenden sollten diese Fragen aber Teil unseres bewussten Glaubensbekenntnisses sein, da es nicht nur um Heterodoxie geht, sondern um die Einstellung zu den Menschen, die neben uns leben. Im 16. Jahrhundert hatte Calvin gelehrt, dass die ganze Menschheit in zwei Teile geteilt sei: diejenigen, die Gott für die Erlösung auserwählt habe, und diejenigen, die für das Verderben auserwählt seien. Diese Theorie ist für die Orthodoxie sicherlich nicht anwendbar. Nach den Worten von Vater Maxim können wir nicht mit dem uns streifenden Bewusstsein leben, dass nur wir, die Orthodoxen, eben die kleine auserwählte Herde seien, die sich glücklich retten lässt… Doch stellt sich hier wiederum eine Frage: wenn alles so uneindeutig ist, ist es für uns vielleicht egal, wie wir glauben? Letztendlich kennt der Herr die Seele des guten Menschen und wird sie irgendwie retten. Wofür gibt es aber dann die Kirche?

Die Kirche als der Leib Christi ist das notwendige Element der Erlösung. Im Himmel gibt es weder die buddhistische noch die jüdische Kirche – dort gibt es nur die Kirche Christi. Außerhalb von Christum, DEM Dreieinigen Gott, DEM wahren Gott, DER zum wahren Menschen wurde, ist es unmöglich, ins ewige Leben hineinzukommen.

Weiter zitierte Vater Maxim die Worte von Alexej Chomjakow, einem russischen Philosophen des 19. Jahrhunderts, dass es außer denjenigen, die innerhalb des Kirchengeheges leben, Menschen gebe, die mit dem Herrn durch Bande verbunden sind, die ER uns nicht eröffnet.

Erinnern wir uns an das Ende des Markus-Evangeliums: Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung. Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden (Mk 16, 15-16). Worum geht es hier? Um eine bewusste Wahl. Wenn der Mensch eine Predigt über den auferstandenen Christus hört, deren Kraft der des Evangeliums adäquat ist, und die innere Wahl getroffen habe: „Ich nehme diesen Gott nicht an, seine Ewigkeit und Erlösung brauche ich nicht“  – dann werde solch ein Mensch nicht erlöst werden. Aber gibt es viele Menschen, die solch eine bewusste Wahl treffen können? Wer hat diese bewusste Abwendung von Christum erlebt? Nicht die Afrikaner, nicht die Indianer, und nicht einmal die Bürger der Sowjetunion, die in einem atheistischen Staat erzogen wurden. Aber ja, sicherlich gibt es Menschen, die bewusst von Gott abtreten – das gab es leider schon immer und wird es immer geben, doch trifft dies nicht auf die Dutzende Millionen unserer Landsleute zu, die im 20. Jahrhundert lebten. Apostel Paulus spricht davon, dass die Heiden nach dem Gesetz des Gewissens gerichtet würden (s. Röm 2, 14-15), und das die Stimme Gottes in ihren Seelen sei. Aber viele weigern sich sogar, nach dem Gewissen zu leben…

Nach den Worten von Vater Maxim teilen sich die Menschen auf den unbegreiflichen Wegen der Vorsehung Gottes, je nachdem, welche Wahl sie treffen und was für eine Begegnung mit Gott sie erlebt haben. Aber für Christen, die sich bereits im Gehege der Kirche befinden, ist die größte Gnade und die größte Verantwortung, der Sauerteig für die ganze Menschheit zu sein, das Salz, das ein Mahl erst genießbar macht.

Der Sauerteig ist die eine Heilige Katholische und Apostolische Kirche. Ohne sie gibt es keine Möglichkeit der Erlösung. Und wie Gott die Menschen mit ihr vereint – das ist das Geheimnis der Vorsehung Gottes.


Taufe, Myronsalbung , Beichte


Von dieser höheren Materie kam Vater Maxim zur praktischen Seite der Frage nach der Vereinigung der Heterodoxen mit der Orthodoxen Kirche. Er sprach davon, dass alle heterodoxen Christen konventionell in drei Kategorien unterteilt werden könnten, was sich in der Praxis der drei Aufnahmeordnungen äußert. Sie hingen nicht von den Besonderheiten der jeweiligen Persönlichkeit ab, sondern gründeten sich auf die Besonderheiten dieser oder jener religiösen Gemeinschaft, aus der ein Mensch zur Orthodoxie kommt.

Die Aufnahme nach der ersten Ordnung erfolgt durch das Mysterium der Taufe. Wer wird normalerweise getauft? Heiden, also Nicht-Christen; aber auch „Christen“, bei denen die grundlegenden Dogmata des Christentums verzerrt sind: diejenigen, die nicht an die Heilige Dreiheit glauben (Zeugen Jehovas), die Einmaligkeit und die endgültige Bedeutung der Menschwerdung Gottes und der Erlösung durch Christus nicht anerkennen (Mormonen), die sich mit der Heiligen Schrift nicht begnügen und sie durch eigene „Testamente“ ergänzen (Theotokoszentrum ) bzw. die Funktionen Gottes irgendwelchen charismatischen Führern zuschreiben (Moon-Sekte ). Um die Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert kamen dazu auch die Verzerrer der christlichen Ethik und der evangelischen Lehre über den Menschen, als der Lehre über die Einstellung des Menschen zu sich selbst, zu anderen Menschen und zu Gott. Heute hält sich nach den Worten von Vater Maxim ein Großteil der Protestanten an Ansichten, die keine Möglichkeit lassen, sie in die Orthodoxie aufzunehmen außer durch das Mysterium der Taufe. Sie halten die Lehre über den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist für Geschlechterchauvinismus und versuchen, die gleichgeschlechtliche Liebe in den evangelischen Kontext einzuschreiben.

Dann gibt es die Christen, die durch das Mysterium der Myronsalbung zur Orthodoxie übertreten, die in der Praxis der Orthodoxen Kirche direkt dem Mysterium der Taufe folgt. Mit anderen Worten erkennt die Kirche diese Christen an. Auch traditionelle Protestanten treten so zur Orthodoxie über. Ebenso wurden die Großfürstin Elisabeth und ihre Schwester, die Leidensdulderin Zarin Alexandra, orthodox – beide waren gebürtige  Lutheraner innen und bekehrten sich wegen ihrer Heirat bewusst zur Orthodoxie.

Es gibt auch solche, die in die Kirche Christi durch die dritte Ordnung – über das Mysterium der Buße – aufgenommen werden. Bei solchen Christen gibt es ein Priestertum, das über die Bischofssukzession bis zu den Aposteln zurückgeht. Das bezieht sich auf Kopten, Mitglieder der Armenischen Apostolischen Kirche sowie auf Römische Katholiken. Sie werden nach der Beichte aufgenommen, während der sie ihren häretischen Überzeugungen und Verzerrungen der Glaubenslehre absagen. Geistliche werden, wenn keine kanonischen Hindernisse vorliegen, gemäß ihrem Rang aufgenommen. 


„Nicht-richtige“ Eucharistie?

Nach der Frage über die Aufnahme von Römischen Katholiken in die Kirche sprach Vater Maxim ein weiteres wichtiges Thema an: Was ist mit der Eucharistie in den Kirchen, die die apostolische Sukzession bewahrt haben, doch Verzerrungen der Glaubenslehre aufweisen? Ist die im Vatikan zelebrierte Eucharistie real?

Das ist eine sehr komplizierte Frage, und es ist schwierig bzw. praktisch unmöglich, darauf eine eindeutige Antwort zu geben. Betrachten wir sie von zwei Seiten. Nehmen wir an, bei den Römischen Katholiken würde die richtige Eucharistie Christi zelebriert. Was bedeutete dann aber unsere Trennung? Wozu dann das Einstehen für die Wahrheit? Wollen wir hier vielleicht abwinken? Nein, denn das würde dem ganzen historischen Weg der Kirche widersprechen. Seinerzeit hatte der stets hochverehrte Patriarch Sergius [Stragorodski] geschrieben, dass es keine gleichwahre Eucharistien Christi geben könne, die miteinander nicht kommunizieren. Christus kann sich nicht teilen. Andererseits nehmen wir an, dass die Eucharistie bei den Römischen Katholiken nach der Trennung der Kirchen im Juli 1054 geendet hatte, als die päpstliche Legaten auf den Altartisch der Hagia Sophia in Konstantinopel die Urkunden über die Exkommunikation von Patriarch Michael I. Kerularios und seiner Anhänger legten. Einige Tage später wurde das Konzil von Konstantinopel einberufen, das die päpstlichen Legate und ihre Verbündeten aus der Kirche exkommunizierte. Dadurch war die eucharistische Communio unterbrochen worden. Aber wann wurde in der Westkirche die wahre Eucharistie unterbrochen? Das Konzil hatte am 24. Juli stattgefunden; heißt das, dass sie bereits am 25. Juli nicht mehr bestand? Was ist mit irischen Mönchen, französischen Bauern, germanischen Missionaren? Hätten sie irgendetwas spüren und verstehen müssen, dass die Gnade zu Ende gewesen wäre?

Um zu versuchen, eine komplizierte Frage zu beantworten, kann man sie ad Absurdum führen. Aber auch dann kann es sein, dass sich keine Antwort findet. Wird es verneint, dass es bei denjenigen, die wegen der Glaubenslehre abgefallen sind, keine wahre Eucharistie gibt dann fehle sie auch im Schisma. Die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland hatte viele Jahrzehnte lang keinerlei eucharistische Gemeinschaft mit irgendeiner anderen Orthodoxen Landeskirche. Bedeutet dies, dass der Heilige Hierarch und Erleuchter Johannes von Shanghai keine Göttliche Liturgie zelebrieren konnte, bei der der Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi umgeschaffen werden? Nach den Worten von Vater Maxim versagt uns der Herr in dieser Frage vorsehend die Möglichkeit einer endgültigen Schlussfolgerung. Aber:

Wir wissen aber genau, dass es die wahre und erlösende Eucharistie Christi gibt. Und es gibt sie genau in der Heiligen Orthodoxen Kirche. Im selben Geiste beantwortete auch der Heilige Hierarch und Erleuchter Theophan der Klausner die Frage, ob die Römischen Katholiken erlöst würden, die ihm die Frau des Bürgermeisters von Tambow gestellt hatte: „Gnädige Frau, ich weiß nicht, ob die Römischen Katholiken erlöst werden, aber ich weiß fest, dass ich ohne Orthodoxie nicht erlöst sein werde.“ Das ist es eben – die feste Definition. Der Mensch, der zur Orthodoxen Kirche gehört, soll ihrer Glaubenslehre und ihren Mysterien unbedingt die Treue halten und keine Zweideutigkeiten und Gleichgültigkeiten zulassen.

Vater Maxim sprach auch über heterodoxe Gottesdienste, indem er die Geschichte einer seiner Reisen nach Deutschland erzählte:

Anfang der 1990er Jahre war ich als Mitglied einer kirchlichen Delegation auf einem sogenannten „Kirchentag“. Das ist ein regelmäßiges Fest, das mal durch die Römischen Katholiken, mal durch die Protestanten organisiert wird. Es fand im vollbesetzten Münchener Olympiastadion statt. Es gab Musikdarbietungen, und dann begann der eucharistische Gottesdienst. Gegen Ende verteilten Pastorinnen und Pastoren in den Reihen kleine Kannen mit Wein und Brot, eine Art Fladenbrot. Und die Menschen, die gerade eben erst gelacht, Würstchen gegessen und geraucht hatten, wurden der Eucharistie teilhaftig. Wir wurden quasi von dort herausgeschleudert – und da begriff ich den Sinn der Kanones, die dem Orthodoxen verbieten, auf einem heterodoxen Gottesdienst zwecks irgendwelcher Teilhaftigkeit an der spirituellen Gemeinschaft anwesend zu sein. Wenn wir an heterodoxen Gottesdiensten teilnähmen (auch wenn wir dort nicht die Kommunion empfangen), sagen wir quasi, dass uns in der Orthodoxen Kirche irgendetwas fehle, dass wir dort nicht alles bekämen, so als wollten wir zu den Gaben des Heiligen Geistes noch irgendwelche  Dreingaben. Und das ist unmöglich.
 

In der Trennung von unseren Brüdern

Vater Maxim merkte eigens an, dass es im Gespräch über die Heterodoxie für uns wichtig wäre, nicht nur irgendwelche Kataloge aufzustellen und Unterschiede zu systematisieren. Es ist auch wichtig, in das Wesen dieser Unterschiede einzudringen.

 So seien Protestanten beispielsweise der Meinung, dass für die Erlösung der Glaube allein ausreiche. Was bedeute dies? Dies bedeute, dass dieses Konzept dem Menschen die Möglichkeit der asketischen Anstrengung wegnehme:

Wenn man glaubt, ist man bereits erlöst. Wozu aber dann die Asketik, die Überwindung der in mir steckenden Sünde, die nach der Taufe aufgehört hat, zu triumphieren, aber als Feind weiterhin existiert? Man soll diesen Feind entwurzeln und die Eigenschaft des stabilen Verbleibens in der Tugend erwerben, was das Leben in Christo ist. Dann wird Christus das Wichtigste in unserem Leben, nicht irgendeine Nebensächlichkeit. Wie soll das aber geschehen, wenn nicht durch Askese?

Vater Maxim sprach auch davon, wie die Seele eines Volkes durch die Glaubenslehre geschmiedet wird, die in diesem Volk herrscht. So sind bei den Protestanten Arbeit und Prosperität religiöse Werte. Im 17. Jahrhundert hatte in Frankreich eine rasante Entwicklung der Flotte begonnen  – durch die Aneignung Nordamerikas. Die Flotte benötigte Seile, die aus Hanf gemacht wurden; daher war es erforderlich, die Ernte dieser Pflanze um das zwei- bis dreifache zu erhöhen. Die französische Regierung erhöhte f die Kaufpreise für Hanf, damit die Bauern möglichst viel davon anbauten. Und Frankreich teilte sich entzwei. Die Hugenotten  – das waren die Protestanten – hatten überall Hanf angebaut und wurden immer vermögender. Die katholischen Bauer hatten weniger Hanf angebaut – ihnen reichte für die Befriedigung ihrer einfachen Bedürfnisse eine geringe Geldsumme, und sie strebten nicht nach mehr. So kann Religiosität mit der Entwicklung der Zivilisation einhergehen.

Der letzte Punkt der Vorlesung sollte weitere Fragen und Antworten in den Köpfen der Zuhörer provozieren; es ging um das Thema „Mission unter den Heterodoxen“. Sicherlich hängt der Erfolg jeder Mission davon ab, wie sehr der Missionar in die religiöse Erfahrung versunken ist, zu der er sich bekehrt.

Vater Maxim beendete seinen Vertrag mit den Worten des Hl. Hierarchen und Erleuchter Gregor dem Theologen, der während seines Lebens sehr vieles von den Häretikern erduldet hatte: „Wir streben nicht den Sieg an, sondern die Rückkehr der Brüder, deren Abfall uns quält“.

Diese Worte sollten das wichtigste missionarische Prinzip für all diejenigen werden, die unsere heterodoxen Brüder zur Orthodoxie bekehren wollen.
 

Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9